Nr. 1719 Anne Margaretha Meyer zu Ubbedissen * um 1673 in Ubbedissen ✝ ??.05.1742 |
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850 Jahre Ubbedissen - Ein Geleitwort
Wenn wir in diesem Jahre wieder ein Jubiläum feiern können, so bedeutet das nicht etwa, dass im Jahre 1151 die bemerkenswerte Taufe unseres Wohngebietes auf den Namen Ubbedissen stattgefunden hat. Ganz im Gegenteil. Was damals geschah, können wir - die mit großen Freiheiten ausgestatteten heutigen Bewohner Ubbedissens - kaum nachvollziehen: die damaligen Besitztümer von mehr als 60 Orten wechselten auf Grund eines Dekretes sozusagen den Besitzer und das "mit Mann und Maus".
In der dazugehörigen Urkunde, ausgestellt von Bernhard, von Gottes Gnaden, Bischof von Paderborn, wird u. a. Ubbedissen erstmals erwähnt. So ist es denn auch nicht verwunderlich, wenn Nachbargemeinden mit uns gleichzeitig unter Berufung auf diese Urkunde auch ein 850-jähriges Jubiläum für sich reklamieren und in diesem Jahr ebenfalls voller Stolz auf ein entsprechendes Alter zurückblicken.
Tatsächlich ist Ubbedissen - wie manche Nachbargemeinde - viel älter, als uns die erwähnte Urkunde glauben lässt. So wird der Hof Dingerdissen bereits im Jahr 1028 erwähnt. Parallele Entwicklungen in anderen Gemeinden lassen darauf schließen, dass bereits die Sachsen noch vor dieser Zeit (zwischen 500 und 780) eingewandert sind und sich hier auf Dauer niederließen. Wenn Wald und Wild, viel gutes Wasser und fruchtbares Ackerland von je her die besten Voraussetzungen für Ansiedlungen boten, war Ubbedissen sozusagen ein Platz "erster Wahl". Und dass die Gemeinde noch in unserer Zeit deutlich landwirtschaftlich geprägt ist kann bei einem Rundgang durch die Ortsteile wohl nicht übersehen werden. So bilden die Höfe Dingerdissen und Heitland noch heute ein Ensemble, das nicht nur geschichtlich die These unterstreicht, dass man "im Tropp" siedelte. Dieser Siedlungskern demonstriert noch heute den Reiz vergangener Tage. Ein weiteres geschlossenes "Dorf“ bildeten die 7 Höfe Meyer zu Ubbedissen, Lücking, Ernst, Lohmeier, Glietz, Brinkmann und Westermann. Übrig geblieben ist der Drubbel, den heute alle Ubbedisser als das "Alte Dorf' kennen. Frordissen, mit den Höfen Brune, Frormann und Wichmann, konnte der technischen Entwicklung nicht ausweichen. Auf dem Gelände des Hofes Wichmann beherrscht ein Umspannwerk den Prospekt, das Frormannsche Gelände - heute Lücking - wird in wenigen Jahren für etwa 150 Familien eine neue Bleibe sein. Wenn andere, auch ehemalige lippische Höfe an dieser Stelle nur namentlich und unvollständig erwähnt werden, so liegt es daran, dass die Rückseite eines Kalenderblattes eben nur jenen Rahmen bietet, der gerade ausreicht, um eine recht grobe Übersicht zu dem Thema zuzulassen. Daher werden Niebuhr, Lübbert und Sielemann sowie der kleine Grenzhof Jölke nur erwähnt. Wegen der damaligen Grenzverhältnisse entstand für eine Übergangszeit der Ortsteil Ubbedissen-Lippe, der um 1820 ca. 600 Einwohner zählte.
Gleichwohl soll nicht verschwiegen werden, dass ein Leben in Ubbedissen kein Leben im Schlaraffenland war. Fehden, Erbstreitigkeiten und der 30jährige Krieg trafen nicht nur den "kleinen Mann“. Wenn im Jahre 1623 Spanier gen Bielefeld zogen und in den lippischen Dörfern in furchtbarster Weise hausten, litt die Region zwei Jahre später unter der Besatzung Tillys nicht weniger. Kaum zwei Generationen später zogen Truppen des Bischofs von Münster durch, es folgten marodierende französische Einheiten. Über die Gefallenen im Siebenjährigen Krieg existieren ebenso Archivalien wie über die Zugehörigkeit zur Oerlinghauser Kirche, die Mühlenpflicht usw. Seuchen und Missernten trugen dazu bei, dass Menschen und Tiere dahingerafft wurden. Schließlich wanderten Mitte des 19. Jahrhunderts manche Bürger aus wirtschaftlichen wie politischen Gründen nach Amerika aus.
Handel und Wandel begannen mit dem Bau der Detmolder Straße (ca. 1840) und der Inbetriebnahme der Lipper Eisenbahn in Jahre 1904. Damit lag Ubbedissen an der Strecke Bielefeld - Hameln und neben dem Personenverkehr wurden selbst Bruchsteine aus dem Teutoburger Wald über eine Seilbahn herbeigeschafft und weiter transportiert. Allerdings wurde unser Ort durch die Bahn auch in jene Teile "über der Bahn“ und "unter der Bahn" gespalten. Es soll auch heute noch Leute "über der Bahn" geben, die auf jene "unter der Bahn" herabsehen. Die Detmolder Straße entwickelte sich nach und nach zu einem Ortszentrum, unterstützt durch Kirchbau, Friedhof, Gemeindehaus und Schulbau. Der Bau der Autobahn (1936-1939) berührte Ubbedissen zwar nur am Rande und war eher eine Chance für die Wirtschaft als ein trennender Schnitt wie die Bahn. Einen weiteren fühlbaren Einschnitt musste Ubbedissen jedoch noch mit dem Bau der B66 neu - Lagesche Straße - in unseren Tagen hinnehmen.
Unabhängig von der Entlastung Ubbedissens vom Durchgangsverkehr wirken sich Planungsfehler gerade heute aus, wenn neue Baugebiete eigentlich geradlinig an den Ortskern angeschlossen werden sollten. Ein Aufruf an jene, denen nicht nur Geschichte am Herzen liegt, sondern die sich auch bemühen, kommenden Generationen ein angenehmes Leben in Ubbedissen zu ermöglichen.
Ernst Friedel Köppe
Quelle.: Homepage Hillegossen
www.hillegossen-online.de