Heinrich Branding, gen. Busse zu Hölsen * in Lieme |
Ehen
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Aus der Liemer Dorfchronik:
Die Brandings zu Großenlieme
Wenn man sich mit der Geschichte des Raumes Lieme im Spätmittelalter beschäftigt, so stößt man immer wieder auf den Namen >>Branding>>. In einigen Landschatz- und Schatzregistern der Bauerschaft Lieme aus dem 15. und 16. Jahrhundert sowie in Urkunden und Akten findet man den Namen >>Branding>> mehrere Male.
Dass in Untersuchungen über die Geschichte des Dorfes Lieme Angehörige der verschiedenen Linien dieser großen Familie verwechselt und daraus dann falsche Schlüsse gezogen wurden, verwundert daher nicht.
Diese Irrtümer gehen zurück auf den Archivar Ludwig Knoch, der bei der Neuordnung des Detmolder Fürstlichen Archivs um 1800 alle Akten, die die verschiedenen Linien der Familie Branding betrafen, in den Ortsakten Lieme unter der Signatur XIV. Nr. 2 zusammenfasste. So wurde der Anschein erweckt, dass es sich bei den Brandings nur um die Besitzer des Hofes Brand Nr. 2 zu Lieme handle.
Dieser Stammhof der Familie Branding liegt in unmittelbarer Nähe der Kirche (In der Ecke 6).
Der Hof Brand wird in den Salbüchern der Neuzeit in der Dienstleistungsklasse der gemeinen Vollspänner geführt, der Jahreseinkommen auf 200 - 300 Rtlr geschätzt wurde. Insoweit unterschied er sich nur wenig von den anderen Vollspännern der Bauerschaft Lieme, doch in den Jahrhunderten vor dem Dreißigjährigen Krieg kam ihm eine Sonderstellung zu.
Diese ist aus den Landschatzregistern ersichtlich. So zahlten 1507 und 1555 Großen- Lieme an Landschatz:
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1507 |
1555 |
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Goldflorin |
Goldflorin |
Hermann Branding (Brand Nr. 2) |
6 |
5 |
Johann Branding (Osterhof/ Obermeier) |
3 |
3 ½ |
Niggewech (Westerhof/Arelmann Nr. 1) |
3 |
4 |
Steinmeyer (Steinhof/ Pfarre) |
2 |
2 |
Hermann Furink (Führing Nr. 3) |
2 |
1 ½ |
Aus dieser Aufstellung ist deutlich ersichtlich, dass der Hof Brand Nr. 2 die anderen Höfe in Lieme nach Größe und Steuerkraft deutlich übertraf.
Die Besitzer des Hofes Brand Nr. 2 genossen den Status eines Libori- Freien.
Sie führten ihren Namen nach dem Schutzheiligen St. Liborius und bildeten eine besondere bäuerliche Besitzklasse. Für ihre Leibesfreiheit gaben sie jährlich einen Freischilling und das beste Kleid, sowie beim Ableben des Hofbesitzers den Sterbefall an den Bischof in Paderborn.
Im 15. und 16. Jahrhundert zweigten sich von der Familie Branding zu Großen- Lieme mehrere Nebenlinien ab, die in Büllinghausen, Papenhausen, Großen- Lieme und Kleinen- Lieme mehrere Höfe übernahmen.
Schon um 1400 brachten die Brandings den Osterhof an sich, der bis dahin von der Familie Sostmann bewirtschaftet wurde. Auch auf diesem Hof bildete sich eine weitere Nebenlinie.
Heinrich und Barthold Branding zu Büllinghausen waren die Begründer einer dritten Nebenlinie. Beide waren in Büllinghausen als Drosten (Amtmänner) der Adelsfamilien von Barkhausen und von Ellerburg tätig.
Hermann Branding, Mitglied der Hauptlinie, pachtete 1484 den Hof Stoffregen und gab dafür jährlich 2 Molt Hafer, 2 Molt Gerste und 2 Molt Roggen als Pacht an den Grundherrn. Er und seine Nachkommen bewirtschafteten den Hof bis zu seiner Zerschlagung 1500.
Bedeutenden Zuwachs an Grund und Boden hatte die Hauptlinie der Familie Branding mit dem Erwerb von Hagengut aus dem Hagen zu Papenhausen zu verzeichnen.
Nach 1200 wurden in Lippe zahlreiche Hagen gesetzt, das bedeutet, neue, planmäßige Siedlungen in Waldhufenform angelegt.
Darunter auch die Hagensiedlung in Papenhausen mit zehn Hufen, von denen fünf am Rhienbach im Grenzgebiet der späteren Gemarkungen Lieme und Papenhausen lagen. Gegen Ende des Mittelalters verstanden es einige Vollspänner der Nachbarsiedlungen Großen- Lieme, Wittigenhöfen, Hölsen und Entrup, die Mehrzahl der zehn Hagenhöfe an sich zu bringen. Darunter auch die Brandings zu Großen- Lieme.
Sie erwarben die zweite und die vierte Hufe am Rhienbach (Brands Holz mit Mergelkamp, Fahrenkamp und Neuem Kamp sowie die Kleine Pickenhufe) und später noch Hagengut des Hofes Uekermann an der Bega und des Hofes Schirneker zu Papenhausen.
Mit Erwerb des letzteren waren die Brandings gleichzeitig Mitglied des Hagengerichts, welches unter dem Vorsitz des Hagenrichters nach alten >>Weistümern>> Recht sprach. Nach dem Erwerb des Hagens durch Graf Simon VI. im Jahre 1605 verlor das Papenhauser Gericht immer mehr an Bedeutung bis es schließlich ganz einging.
Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts konnten die Brandings ihren Besitz und damit ihren Einfluss im Raum Lieme stetig vergrößern. Dann setzte eine rückläufige Entwicklung ein.
Schon 1561 ging die Pickenhufe im Hagen zu Papenhausen dem Stammhof zu Großen- Lieme verloren. Anlässlich seiner Heirat mit der Tochter des Hofes Meier- Gerdes zu Wittigenhöfen erhielt Hans Branding die Kleine Pickenhufe als Heiratsgut (Mitgift). Hans Branding nahm - wie damals üblich - den Namen Meier- Gerdes an und die Pickenhufe blieb seit dieser Zeit beim Hof Meier- Jobst zu Leese.
Cord Branding verwaltete 1587 für seine beiden Stiefsöhne Henrich und Barthold Branding den Osterhof zu (Großen-) Lieme. Da der Hof stark verschuldet war, musste er ihn 1588 an den Grafen Simon VI. zur Lippe abtreten, der das Land des Hofes an die Meierei Büllinghausen legte.
Cord erhielt im Gegenzug das Nutzungsrecht der Leibzucht des Osterhofes und einiger Stücke Land auf Lebenszeit. Nach seinem Tod sollte sein jüngerer Stiefsohn Barthold diese Leibzucht als freie Kötterstätte erhalten, die Ansprüche des Erben Henrich Branding sollten damit abgegolten werden, dass er den wesentlich kleineren Hof Busse zu Hölsen an Meierstatt erhielt.
Der Graf ließ für ihn die Scheune und das Wohnhaus des Osterhofes abreißen und auf dem Hof Busse wiederaufbauen.
Obwohl Henrich und Barthold Branding mit diesem Tausch nicht einverstanden waren, mussten sie sich dem Landesherrn beugen.
Sie gaben ihrem Stiefvater die Schuld am Verlust des Hofes und nach einer heftigen Auseinandersetzung erschlugen sie ihren Stiefvater, der eine Frau und fünf Kinder hinterließ.
Beide wurden wegen Mordes des Landes verwiesen.
Henrich lebte später mit Frau und Kindern in Lemgo und bat den Grafen zur Lippe 1602 ihn wieder in den Besitz seines Hofes zu Hölsen zu setzen, jedoch ohne Erfolg.
Nach dem Tod Cord Brandings übernahm der Schwiegersohn Redeker die Leibzucht des Osterhofes (seitdem Redeker Nr. 11, heute Bielefelder Str. 135 - 141).
Als Graf Simon im Jahr 1588 das Gut Büllinghausen, den Steinhof und den Osterhof erwarb und daraus die Domäne (Meierei) bildete, verlor Barthold Branding sein Drostenamt zu Büllinghausen. Als Abfindung erhielt er den halben Hofplatz des Osterhofes, einen Kamp von 10 Schfl im Hengstfeld und einen Kamp von 2 Schfl am Sieben.
Er wurde zum Begründer der Kötterstätte Droste Nr. 10. Sein Sohn, der letzte männlich Spross dieser Nebenlinie der Familie Branding, wurde 1607 bei einer Schlägerei tödlich verletzt.
Je stärker die Grafen zur Lippe ihre wirtschaftliche Stellung im Raum Lieme ausbauten, umso mehr verlor die Familie Branding an Bedeutung. Die Zerschlagung des Osterhofes, der Verlust des Drostenamtes zu Büllinghausen und die familiären Streitigkeiten waren äußere Zeichen dieser Entwicklung.
Im Dreißigjährigen Krieg verlor die Familie Branding ihre letzten Sonderrechte. Der Hof Nr. 2 wurde
- wie viele andere Liemer Höfe - weitgehend zerstört. Der damalige Hofbesitzer Tönnies Brand baute den Hof nur teilweise wieder auf, vernachlässigte die Wirtschaft und nahm ein Darlehen nach dem anderen auf. Wegen Trunksucht und Misswirtschaft wurde er 1631 zu einer Haftstrafe verurteilt, doch seine Lebensweise änderte er deshalb nicht. Als er 1642 starb, musste die Lippische Regierung die zahlreichen Gläubiger zu einem Zahlungsaufschub bewegen.
1643 wurde dann ein neuer Pächter auf den Hof gesetzt. In den Akten wird er ebenfalls Tönnies Brand genannt. Ob er aber wirklich ein Branding war oder diesen Namen nur angenommen hatte, ist jedoch nicht festzustellen. Klar ist aber, dass er nicht aus Lieme stammte, denn bei Aufstellung des Salbuches von 1643 gab er an, Lage und Bezeichnung seines Ackerlandes nicht zu kennen.
Brand baute das Gebäude wieder auf und trug lange Jahre die Schulden seines Vorgängers ab. Seit dieser Zeit ist der Vollspännerhof Brand zu Lieme eine Vollbauernstätte wie viele andere in Lieme und Umgebung.
(Quelle: F. Starke - "Lieme - Eine Dorfgeschichte in Einzeldarstellungen")
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